SH Song Rinpoche (Song sPrul r Je bTsun b Lo bZang bSton grus Thub bStan r Gyal mTshan) lehrte am Buddhistischen Zentrum Lam Rim Chö ling im April 1981. Er gab Ermächtigungen und Belehrungen über die ‘Drei Prinzipien des Pfades’.
Ngala Nor’dzin Pamo kommentiert:
Zu dieser Zeit war ich eine relativ junge Praktizierende und ich empfand es als erschütternde/entmutigende Erfahrung in der Gegenwart von Seiner Heiligkeit Song Rinpoche zu sein. Mein Eindruck von ihm war der von einem sehr ehrenhaften und integeren Lama. Er sagte nicht viel, beobachtete aber sehr scharf, was um ihn herum geschah. Er lachte nicht bereitwillig oder erschien offensichtlich spielerisch, dennoch war oft ein Hauch von Amüsement und Gefallen in seinem Gesicht.
Ngala ’ö–Dzin Tridral fährt fort:
Seine Heiligkeit Song Rinpoche betonte die Notwendigkeit mit der Praxis fortzufahren, selbst wenn wir auf Hindernisse stoßen und dass wir ständig unseren Fortschritt überprüfen sollten. Er sagte, dass ein fröhliches, luxuriöses Leben wie ein guter Traum sei und dass Hindernisse und Schwierigkeiten wie ein schlechter Traum seien. Wir sollten ihnen keinerlei Bedeutung beimessen, sondern einfach weiter in Richtung echten, dauerhaften Glücks arbeiten.
SH Song Rinpoche wurde 1904 in Mang–sang, Kham, Ost–Tibet geboren. Als er elf Jahre alt war, ging er nach Lhasa, um an der Shar–tsé zu studieren, wo er als unschlagbar in der Debatte bekannt wurde. Nach seinem Abschluss als Lharampa Geshé im Alter von fünfundzwanzig ging er in die Gyütö Tantra Schule (zu der Ngak’chang Rinpoche nach dem Empfang der Vajrabhairava Ermächtigung von Song Rinpoche eine Verbindung hatte). Song Rinpoche war bei vielen als extrem starker und zornvoller Lama bekannt.
Ngak’chang Rinpoche — der sich an ihn als extrem freundlich und sanftmütig erinnert — kommentierte:
Ich war immer tief beeindruckt von Kyabjé Song Rinpoches tiefer Herzlichkeit und Toleranz. Er war frei von jeglichem Sektierertum – was durch seine großzügige und zugewandte Behandlung eines jungen westlichen Nyingma Ngakpas deutlich wurde. Er zeigte großes Vergnügen an meiner großen gCod Trommel und versprach mir Belehrungen über gCod zu geben, wenn ich ihn das nächste mal wieder sehe. Leider schied er von uns, bevor das möglich wurde — aber seine Ermutigung zur Praxis bleibt immer bei mir. Song Rinpoche erklärte mir, dass sich die Vajrabhairava Ermächtigung, die ich erhalten hatte, nahtlos in die Nyingma Praktiken einfügt und dass ich die eine oder andere/ praktizieren könne oder nicht praktizieren könnte, um meine Gelübde perfekt zu halten. Später war ich in der Lage Ngala Nor’dzin Pamo durch diese Mittel/ dadurch und die Praktiken zu helfen, die sie erhalten hatte.
Song Rinpoche war unfehlbar in seinem Wissen über Vajrayana Kunst und Ritual und war bekannt für seine machtvollen magischen Aktivitäten durch zornvolle Praktiken. Von 1946 bis 1959 reiste Song Rinpoche zwischen Gompas in Tibet umher, Hindernisse beseitigend, Vajrayana Riten vollführend und Ermächtigungen gebend. In Gaden, Déchen, Maldo, Chhé–kka, und Zibug –und vielen anderen Gebieten konvertierte er machtvolle lokale Geister, die Vieh und Mensch boshaft heimgesucht hatten. Seine Macht Regen auszulösen oder zu stoppen und seine Macht Hagelstürme zu verhindern war weit bekannt.
Ngak’chang Rinpoche kommentiert:
Song Rinpoche machte einmal einen Frosch,aus Lehm gefüllt mit Mantras auf dünnen Papierrollen. Er hatte ihn durch zornvolle Riten ermächtigt und wann immer Hagelstürme drohten bewegte sich der Frosch und blickte in die Richtung der Hagelstürme. Dies verhinderte unfehlbar Hagel in den Feldern des Dorfes, wo der Frosch aufbewahrt wurde. Ich fragte Kyabjé Song Rinpoche über den Frosch und er lachte lang und laut. Er sah mich mit einem Zwinkern im Auge an und sagte ‘Ich glaube, Du magst Frösche. Sie bringen dir Glück. Ich sehe das.’ Ich habe mich immer daran erinnert –es war ein seltsamer und wunderbarer Moment.
Er war als Rektor des Instituts für Höhere Tibetische Studien in Vranasi ernannt, aber als sein Büro fertig gestellt wurde zog er nach Shar–tsé das in Mundgog, Südindien wiedererrichtet wurde.
SH Song Rinpoche kam 1978 erstmals in den Westen, um auf Gesuch von Lama Yeshé zu unterrichten. Tausende von Westlern empfingen Belehrungen von ihm, sowohl im Westen als auch in Indien.
SH Song Rinpoche erreichte das Parinirvana am Donnerstag den 15. November 1984, in seiner Gompa von Shar–tsé. Seine letzte Funktion in Shar–tsé war der Verifikation der Reinkarnation seines Lamas SH Tri’chang Rinpoche vorzustehen. Kurz danach verschied er –ohne Warnung und ohne Anzeichen von Krankheit. Später wurde entdeckt, dass SH Song Rinpoche Wochen zuvor das exakte Datum und die Uhrzeit seines Todes in seinem Tagebuch notiert hatte. Er wurde am 19. November eingeäschert und sechs Tage später wurden Reliquien in seinem Chörten entdeckt. Sein Schädel wurde vom Feuer unbeschädigt in seinen Kremationsaschen gefunden. Zwischen den zwei hohlen Metallteilen des Kremationsherdes wurden viele Reliquienpillen gefunden.
SH Song Rinpoche’s gegenwärtige Inkarnation wurde im Kulu Tal in Himachal Pradesh an den Ausläufern des Himalaya in Nordinien geboren und im Shar–tsé Kloster inthronisiert.