Skorpion

Skorpion

Gemälde von Thrinlé Khandro

Skorpion – auf tibetisch „digpa ratsa“ (bsDigs pa ra tsa) heisst negative oder schädliche Handlung (auch Bedrohung oder Gefahr). Von allen Darstellungen, ist die des Skorpions die, die Macht des Vajrayana in Bezug auf den Begriff Transformation am vollständigsten darstellt.

Ngakchang Rinpoche sagt vom Skorpion:
Der zornvolle Symbolismus des Vajrayana wird im Westen auf Grund unserer Tendenz, das ‚Gute‘ und das ‚Böse‘ zu polarisieren, oft missverstanden. Die Polarität von ‚Gut‘ und ‚Böse‘ existiert im Buddhismus nicht – es gibt nur das ‚Gute‘ des erleuchteten Zustandes und die Verzerrung dieses ‚Guten‘. Das heisst, dass egal wie negativ eine Situation oder eine Person durch dualistische Besessenheit wurde, diese Situation oder Person kann transformiert werden. Die Kraft der Transformation wird deshalb im Vajrayana mit dem Skorpion dargestellt. Die Aussage, die hier gemacht wird, ist, dass wenn der Skorpion transformiert werden kann, dann kann auch alles und jeder transformiert werden. Alles und jeder – ist nichts anderes als die Energie des nichtdualen Zustandes – und deshalb die Kraft, dass jede Facette der Existenz durch die reine Vision als Ausdruck der Vollendung und mitfühlender Aktivität gezügelt werden kann.

Khandro Déchen sagt über den Skorpion:
Diese Darstellung findet man oft in den Gewahrseinsabbildungen im Vajrayana. Man findet ihn in Gewahrseinsabbildungen oder zornvollen Gewahrseinswesen wie Dorje Tröllö und Tsogyel Tröllö. Man findet ihn auch in den Darstellungen der Schützer wie dem skorpiongehörnten Gefolgsmann Digpa Ru-srin von Za Rahula. Der Skorpion wird oft von tantrischen Lamas als Siegel verwendet. Ngak’chang Rinpoche hat ein Skorpion-Siegel und Chögyam Trungpa Rinpoche’s Siegel erscheint manchmal auf seinen Kaligraphien. Dieser Skorpion ist insofern einmalig, als seine Beine fünfgliedrig sind, sein Schwanz neungliedrig und er ein Weisheitsauge hat. Er ist in blau, grün und rot gemalt – den Farben von Raum, Luft und Feuer. Derartige Skorpione finden sich auch auf dem zornvollen Ermächtigungsschal des Aro gTérs.

Als der zerstörerische König Langdarma daran war, den Buddhismus in Tibet zu zerstören, hat der Mahasiddha Sang-gyé Yeshé Langdarma erschüttert, indem er mittels einer Mudra einen Skorpions über Langdarma’s Kopf erscheinen ließ. Der Skorpion war so gross wie 9 Yaks. Diese Erfahrung bewegte den König dazu, von der Verfolgung des Gö-kar-chang-lo’i-de (gos dKar lCang lo’i sDe) abzulassen. Dig-dzub Chagya (bsDigs mDzub phyag rGya) – die „Kleinfinger-Skorpion-Geste“ ist eine Droh-Mudra, bei der der Zeigefinger sowie der Kleinfinger ausgestreckt werden.