Dorje Tröllö

Dorje Tröllö

Der Aro gTér Ausdruck von yeshé ’cholba

Diese Form von Dorje Tröllö (rDo rJe bLo dPon rDo rJe Gro lod) ist seine primäre Weisheitserscheinung aus dem Kreis der Aro gTér Yidams. Im Aro gTér gibt es neun Formen von Dorje Tröllö, einschließlich der hier gezeigten Form, sowie Tsogyel Tröllö.

Khandro Déchen weist darauf hin:
Wie der Khordong gTér Dorje Tröllö hat auch dieser eine Krone aus fünf Totenschädeln und hochfliegendes Haar, jedoch ist er nach links gerichtet – genau wie der Düd’jom gTér Dorje Tröllö. Der Aro gTér Dorje Tröllö reitet eine Tigerin, die größer ist als sein übliches Reittier, weil sie die mächtige Sangyum Tashi Chhi’drèn ist und darum in dynamisch aufspringender Form gezeigt wird. Im Gegensatz zum Khordong gTér Dorje Tröllö und zum Düd’jom gTér Dorje Tröllö trägt der Aro gTér Dorje Tröllö vier Phurbas – zwei in seiner Schärpe und einen in jeder Hand – welche die vier philosophischen Extreme des Monismus, Dualismus, Nihilismus und Eternalismus zerstören. Die Tigerin besitzt ein Weisheitsauge auf ihrer Stirn als Zeichen dafür, dass sie ebenfalls ein Yidam ist. Dies ist charakteristisch für den Aro gTér und das dritte Weisheitsauge findet sich bei jedem Tier, das dem Hauptyidam als Reittier dient.

Dorje Tröllö ist die Verrückte-Weisheits-Manifestation von Padmasambhava – dem Zweiten Buddha. Verrückte Weisheit (yeshé ’cholwa – ye shes ’chol ba) ist die Ausdrucksweise nicht-dualer Aktivität, die dualistische Manipulationen in ihren subtilsten Formen durchschneidet.

Ngak’chang Rinpoche sagt darüber:
Wenn selbstbezogene spirituelle Einbildung versucht, sich des spirituellen Engagements als Teil ihrer manipulativen Strategie zu bemächtigen, ermutigt der Yeshé ’cholwa Lama den Schüler oder die Schülerin, den Umfang seiner oder ihrer Neurose zu steigern, bis die Neurose implodiert. Der Yeshé ’cholwa Lama zerstört oft konventionelle spirituelle Referenzpunkte, um den Schüler oder die Schülerin über starre Gewohnheitsmuster hinaus zu bewegen. Die Tigerin zeigt ungezügelte Wildheit. Sie vermittelt den Schrecken des Unbekannten und nicht Erkennbaren. Sie ist auf rücksichtslose Weise verspielt und auf verspielte Weise rücksichtslos – sie ist die Grunderfahrung von Yeshé ’cholwa.

Yeshé ’cholwa wird im Westen nicht so einfach verstanden, auch nicht von denen, die dem Vajrayana Buddhismus angehören. Es gibt nur wenige Menschen, die tatsächlich auf emotionale Anästhesie in Bezug auf den Rat und die Leitung des Lamas verzichten. Es besteht oft ein großes Interesse für Dorje Tröllö und Yeshé ’cholwa – aber die Pragmatik von ‘wild gewordener Weisheit’ verletzt häufig die narzistischen Anteile, die sich gern hinter Logik und weltlicher Vernunft verbergen. So lange der Lama der Tyrannei logischer Analyse und nachvollziehbarer Verantwortlichkeit unterworfen wird, wird Yeshé ’cholwa nicht funktionieren.