Yeshé Tsogyel, historisches Thangka

Yeshé Tsogyel

Der weibliche Tantrische Buddha in „Lamaform“

Khandro Chenmo Yeshé Tsogyel trägt in dieser Abbildung die königlichen goldenen Ornamente der Prinzessin von Karchen – als Zeichen des ersten der elf Nam’gyürs oder Haltungen (nam’gyür chu-chig- rNam’gyur bCu gCig), dem „adeligen“ Nam’gyür (rGyal mo rNam’gyur).

Ngak’chang Rinpoche bemerkt:
Im adeligen Nam’gyür manifestieren wir ‚Noblesse oblige‘ – die Verpflichtung des Adels, zum Wohle anderer zu agieren. Als Tantrika ist man Herr oder Herrin, König oder Königin, Herrscher oder Herrscherin der Sinnesfelder – und somit stehen einem unendlich viele Ressourcen zur Verfügung,andere zu begünstigen. Als Tantrika ist man ein angehender Lehrer, jemand, der den Thron des Monarchen besteigt, um Diener aller Wesen zu werden. Verfolgt jemand seinen oder ihren eigenen Vorteil auf Kosten anderer, dann fehlt dieser Person jeder wahre Adel.

Im Aro gTér sind die vierzehn Wurzelgelübde in Abschnitte gemäß Körper, Rede und Geist unterteilt. Die elf Nam’gyürs stehen in Verbindung mit den Gelübden des Körpers – Gelübde vier bis vierzehn. Entsprechend den vielen verschiedenen direkten Systemen, durch welche die Gö-kar chang-lo Ordination verliehen wird, gibt es viele verschiedene Sets von Nebengelübden, die Ngakpas und Ngakmas, Répas und Rémas, Togdens und Togdenmas, Naljorpas und Naljormas betreffen.

Über Nam’gyürs führt Ngak’chang Rinpoche weiter aus:
Nam’gyür oder Haltung sollte so verstanden werden, dass eine große Bedeutungsbreite darin enthalten ist, diese Inhalte Nam’gyür aber nicht festlegen: Tragen, Erscheinung, Verhalten, Mode, Gleichmut, Positur, Präsenz, Stil, Benehmen, Präsentation, Antlitz, Ausdruck, Gebaren, Miene, Haltung, Art, Trend, Fähigkeit, Neigung, Führung, Veranlagung und Stellung. Haltung ist ein körperliches Empfinden und eine Art in der Welt zu sein, die ihre eigene Kommunikation darstellt – sowohl äußerlich als auch innerlich.

Yeshé Tsogyels weißer Schal ist einerseits ein Symbol für gTu-mo, die Praxis der raumhaften Hitze, und andererseits ein Symbol für Gendün karpo (dGe dun dKar po), die weiße Sangha.