Marpa Lotsawa

Marpa Lotsawa

Gö-kar chang-lo Meister der Kagyüd Linie

Marpa wird meistens mit kurz geschnittenem Haar dargestellt, hier aber sehen wir ihn, wie er wirklich ausgesehen haben mag – ein gö-kar chang-lo Yogi mit ungeschnittenem Haar, auf dem Scheitelpunkt seines Kopfes zu einer Spirale gewunden . Ebenso trägt er die Muschel-Ohrringe der ordinierten Vajrayana gö-kar chang-lo Tradition der Ngakpas (sNgags pa) und Ngakmas (sNgags ma oder sNgags mo). In seinem Schoss hält er einen Text, was bedeutet, dass er ein Uebersetzer ist. Er sitzt auf einem Thron inmitten einer wilden Berglandschaft. Marpa war der Wurzellehrer (Tsawa’i Lama – rTsa ba’i bLa ma / Mula Guru) von Jetsün Milarépa – einem der berühmtesten gö-kar chang-lo Meister Tibets. Die Rolle des Vajra-Meisters ist in allen Schulen und Traditionen des Vajrayana Buddhismus ausserordentlich wichtig – aber ganz besonders ist das so in der Kagyüd- und Nyingma-Linie, wo auf die Beziehung zum Vajra-Meister der allergrösste Wert gelegt wird.

Ngak’chang Rinpoche sagt dazu:
Es ist unmöglich, die Bedeutung des ‚Vertrauens in den Lama‘ überzubewerten, wenn man der Praxis von Tantra und Dzogchen verpflichtet ist. Auf dramatische Weise wird uns dies durch das Leben von Milarépa demonstriert: er war nicht fähig, auch nur den kleinsten Fortschritt in seiner Praxis zu erzielen, weil er die Uebertragung von Marpa nicht erhalten hatte. Milarépa versuchte, Uebertragung und Belehrung anderswo zu erhalten – aber – sogar wenn er sie erhalten hätte – seine Praxis war ergebnislos, solange er die Belehrungen und die Praxis nicht direkt von Marpa erhielt. In vielen Traditionen kann man ähnliche Gleichnisse finden, und das Prinzip ist ganz klar: Um den eigenen erleuchteten Zustand zu erkennen, ist es nötig, zu diesem Zustand durch den Lama in Verbindung zu kommen. Es ist die Hingabe an den eigenen Lama, welche der Schlüssel zur Befreiung ist, und alle Praxis und alle Anstrengung ist wertlos ohne diese Hingabe. Es ist diese Hingabe, welche die Fähigkeit verleiht, die eigene dualistische Ratio abzuwerfen und durch jene Hindernisse hindurchzubrechen, welche sonst bestimmt den eigenen Fortschritt behindern würden.